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Jugendliche machen Geschichte in Schkeuditz und Taucha greifbar

Seit vielen Jahren ist der Leipziger Verein Erich-Zeigner-Haus um die politisch-historische Bildung von jungen Menschen in Nordsachsen bemüht. Dabei steht zum einen das Erinnern an und das Aufarbeiten der nationalsozialistischen Verbrechen im Fokus. Zum anderen zielt die Arbeit des Erich-Zeigner-Hauses auch darauf, jungen Menschen im Landkreis die sehr ferne und oft sehr schwer nachvollziehbare Vergangenheit (be)greifbar zu machen. Hierfür wurde bereits vor vielen Jahre ein wissenschaftlich geprüftes Workshopkonzept (historisches Lernen) entwickelt, das junge Menschen mittels Recherchearbeiten, Besuchen von Orten des Gedenkens und dem Platzieren von Stolpersteinen oder Stolperschwellen an die Geschichte der Vernichtung im Dritten Reich heranführt.

 

Im vergangenen Jahr und mit Unterstützung der Partnerschaft für Demokratie in Nordsachsen hat der Verein nun ein erinnerungskulturelles Jugendprojekt mit zwei Schulen in Nordsachsen durchgeführt. Schüler*innen des Geschwister-Scholl-Gymnasiums in Taucha recherchierten dabei zur Thematik Zwangsarbeit während des Nationalsozialismus, konkret zur Hugo-Schneider-Aktiengesellschaft (HASAG), die zu jener Zeit einen Standort in Taucha hatte und 1944 über 40.000 Zwangsarbeitende beschäftigte, davon auch mehrere hunderte Menschen in Taucha. Die Schüler*innen der Lessing-Oberschule in Schkeuditz fokussierten sich auf die Lebensgeschichte der Jüdin Irma Faber, die zur Zeit des Dritten Reiches in Schkeuditz lebte und im Februar 1943 nach Auschwitz-Birkenau deportiert und dort vergast wurde.

Als Ergenbis wurde nun am 17.05. 2022 eine Stolperschwelle auf dem Tauchaer Marktplatz mit Beteiligung des Kölner Stolperstein-Künstlers Gunter Demnig verlegt. Die Jugendlichen erleben damit ganz konkret, dass ihr Recherchieren und ihr Engagement einen direkten Einfluss auf die Erinnerungskultur ihrer Heimatstädte haben. Eine weitere Verlegung ist in Schkeuditz im September geplant.  

Als weiteres Resultat ist eine Projektdokumentation entstanden, die den langen und intensiven Prozess von den ersten Recherchen bis zur Planung der Stolpersteine nachzeichnet. Der digitale Reader kann hier runtergeladen werden. Er soll für Pädagog*innen, Multiplikator*innen und Akteur*innen der Jugendarbeit Anreize schaffen, sich mit den Möglichkeiten der historisch-kulturellen Jugendbildung zu beschäftigen und um damit mehr junge Menschen für das Thema zu sensibilisieren.

Und noch einen Artikel gibt es hier.